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Zum Thema nordisches Modell:
Das ist ein komplexes Thema mit verschiedenen Ebenen an Problemen bei dem ich für mich noch zu keinem abschließendem Ergebnis gekommen bin.
Was mir aufgefallen ist, dass wieder von einer hohe Anzahl von Zwangsprostituierten gesprochen wurde. Gibt es eine Quelle dafür? Soweit ich recherchieren konnte, gibt es keine Studie zu dem Thema. Bei dem Thema konnte ich generell ganz wenig Fakten finden und es wird viel mit Gefühlt argumentiert.
( Was wäre der Unterschied wenn nicht 90% sondern 20% betroffen wären? Bräuchte man über das Thema dann nicht sprechen?)
Dann setzt ihr Zwangs- und Armutsprostitution mehr oder weniger gleich. Beides hat unterschiedliche Ursachen und gerade weil Zwangsprostitution schon lange verboten ist sehe ich in diesem Feld wenig Vorteil für die Betroffenen durch das nordische Modell.
Ich finde bei dem Thema man sich fragen wie man den Menschen die sich prostituieren am besten helfen kann. Da sehe beim nordischen Modell sehr wenig Vorteile gegenüber anderen Ideen gegen jegliche Zwang in der Prostitution vorzugehen.
Es gibt viele verschiedene Punkte und jeder hat unterschiedliche Ursachen und mit einem Verbot löst man keine der Ursachen sondern die Probleme werden nur in andere Bereiche verschoben. Ähnlich wie es bei der Drogenpolitik seit Jahren auch passiert(e).
Nach meiner jetzigen Erkenntnis löst das nordische Modell vor allem das Problem der Menschen die Sex gegen Geld für moralisch verwerflich halten und viele der Argumente halte ich für vorgeschoben. Aber man findet wenig wirklich umfassende Informationen zu dem Thema, so dass es für mich ein schwieriges Thema bleibt.
Hallo Ali,
zunächst möchte ich dir zu deinem Erfolgreichen Podcastprojekt gratulieren, welchen ich auch sehr gerne in meine kleine Liste an Hörmaterial aufgenommen habe.
Ich hänge meist etwas hinterher im Hören, weshalb ich hier vermutlich spät dran bin. Am Wochenende hörte ich deine Episode mit Undine und bin etwas an dem kontroversen Thema nordischen Modell hängen geblieben. Eigentlich war das Thema dann für mich auch erledigt, weil in der Sendung direkt klar war, was deine Meinung ist und, dass diese unumstößlich ist. Auch waren es die gleichen Argumente die immer kommen und dies ohne nennenswerte Differenzierung. Aber nachdem in einer späteren Episode das Ganze noch einmal aufgegriffen wurde – möchte ich doch einmal die stille Hörerschafft verlassen und Feedback geben.
In sozusagen deinen Kommentar zu den Kommentaren (welche leider nicht Öffentlich sind), hast du erwähnt, dass du ein Freund der Diskussionskultur bist. Vielleicht solltest du zu diesem Thema ein Spezialfolge machen in dem auch eine differenzierte Sicht auf Thema stattfindet, mit Gästen die bspw. Kritisch gegenüber dem nordischen Model sind und bessere Einsichten in die Rotlichtszene haben. Weil in meinem Gedächtnis aus der Udine Folge Bestand die gesamte Darstellung aus einem gewissen Monolog deinerseits und keinem großen Wieder- oder auch Zuspruch von Udine. Sie schien sich auch nie groß mit diesem Thema befasst zu haben, weshalb es natürlich verständlich ist, dass Sie sich in diesem Segment mehr zuhörerisch beteiligt hat. Außer vielleicht Ihrer Sicht als Frau auf die Dinge gab es da keinen großen Beitrag. Vielleicht würde sich hier jemand von Doña Carmen e. V. finden.
Hier ein paar meiner lose gebündelte Gedankengänge zu dem Thema:
Grundsätzlich ist das Thema natürlich Moralisch und Ideologisch aufgeladen. Dabei hilft auch nicht das beim Thema Sexualität die Sichtweisen, Bedürfnisse, Grenzen, Vorlieben und Vorstellungen wie Sexualität stattzufinden hat höchst individuell sind. Hier finde ich es bereits schwierig von sich auf andere zu schließen und anderen die Lust oder Unlust an bestimmten Dingen abzusprechen.
In meinen Augen ist das sog. Nordische Modell eine sehr naive Lösung. Es entspricht IMHO auch einer sehr konservativen Denke – ich kann etwas nicht nachvollziehen, verstehe es nicht und irgendwie ist es auch schmuddelig also einfach Vermieten. Wenn ich etwas Verbiete wird es schon besser werden.
Aber das älteste Gewerbe der Welt lässt sich nicht einfach Verbieten. Ich denke die aktuelle Gesetzeslage in Deutschland bietet gute Möglichkeiten das Beste daraus zu machen. Hier ist es leider wie in sehr vielen Bereichen in Deutschland. Man Regeln Dinge, aber stellt nicht Ansatzweise die Ressourcen bereit dem ganzen richtig Nachzugehen. Würden Ähnliche Aufwendungen in der Bekämpfung von illegaler Prostitution gesteckt, wie in die Verfolgung von Drogenkriminalität wäre das Thema sehr schnell verschwindend klein.
Wie bereits erwähnt ist das Thema auch sehr aufgeladen. Probiere ich es nüchtern zu betrachten finde ich auch die Argumentation mit der Dunkelziffer immer sehr schwierig. Wenn wir nun anfangen nach Dunkelziffer verbieten gäbe es eine sehr lange Liste, dabei fallen mir spontan Kleidung ein (Kinderarbeit), Fisch (Zwangsarbeit auf Schiffen), Zwangsarbeit bei allen möglichen Rohstoffen, usw.
Keine Frage es gibt Zwangsprostitution, aber ich denke die Quote Sklavenähnlicher „harter“ Zwangsprostitution ist viel geringer als oft aufgebauscht. Hier ist auch die Frage, wo fängt das an? Viele Frauen schaffen auch den Ausstieg nicht, weil Sie sich an das Geld gewöhnt haben und es keine Ansatzweise so gute Verdienstmöglichkeit ohne jegliche Qualifikation gibt. Ist das jetzt Zwang? Ähnliche Zustände gibt es in vielen anderen Gewerben auch, wo mangels Qualifikation kein Ausstieg möglich ist.
Ich habe bestimmt einige Gedankengänge vergessen, die ich mir während der Fahrt und hören des Podcasts überlegt habe, aber möchte jetzt hier einfach Mal einen Schlussstrich ziehen.
Es ist nicht Schwarz und Weiß da draußen und du solltest dich vielleicht noch einmal mit dem Thema etwas befassen und probieren die confirmation bias abzulegen. Vielleicht würde sich wirklich Mal ein Spezialpodcast mit passenden Gast anbieten.
P.S.
Weil du Studien und Statistiken magst: „[…] Mit dem jüngst von der EU-Kommission veröffentlichten GRETA-Report 2023 ist ans Licht gekommen, dass die Zahl der „Menschenhandels“-Opfer in Schweden, dem Ursprungsland des von der CDU empfohlenen Sexkauf-Verbots, um das Dreifache höher liegt als in Deutschland! (vgl. https://www.donacarmen.de/wp-content/uploads/BKA-Nordisches-Modell.pdf, S. 28). […]“
Viele Grüße
Ein Hörer
Es ist kein Job wie jeder andere.
Ich würde mich von meinem Vater operieren lassen, wenn er Arzt wäre. Ich würde mich von meiner Mutter vor Gericht vertreten lassen, wenn sie Anwältin wäre.
Wer hingegen die ‘Dienste’ seiner Eltern oder Kinder in Anspruch nimmt, wenn diese sich prostituieren, ist ernsthaft gestörrt.
Aus Jahren der Beschäftigung mit dem Thema kenne ich viele Überlebende. Und finde es ein menschenverachtendes Gewerbe, das ausgetrocknet gehört. Ich kann mir vorstellen, mit Überlebenden zu reden. Aber zu allem anderen verweise ich auf z.B. die Interviews mit den Ärzten aus den Shownotes.
Cheers, Ali
Schade. Man beginnt deine Antwort zu lesen und möchte zustimmen und dann plötzlich ein Vergleich mit Inzest? Wo ist da denn jetzt der Zusammenhang zwischen Prostitution und Inzest? Mehr whataboutism geht leider kaum.
Am Ende bleibt der fade Beigeschmack, das von der gewünschten Diskussionskultur, die im Podcast eingefordert wurde, am Ende wenig übrigbleibt.
Ich habe gelesen, was du für Punkte anbringst.
Ich habe mich vermutlich zu sehr mit Huschke Mau und co befasst, um zu ignorieren, wie viel Gewalt und Missbrauch in dem Thema steckt.
Kann die Infomaterialien von Sisters sehr empfehlen.
Mir ist kein externer Verband bekannt, der positiv für Prostitution wirbt.
Es ist kein Job wie jeder andere. Diesen Punkt kann keiner widerlegen.
Und das ich Freier sein für moralisch unterste Schublade halte, werde ich nicht müde zu wiederholen.